|
Wenn ich einen Tempel besuche, ist das für mich eine sehr angenehme
Erfahrung: Die Devotees treffen sich und sind bereit ihre
Meinungsverschiedenheiten beizulegen. Sie lächeln und umarmen sogar
diejenigen, mit denen sie während meiner Abwesenheit nahezu keine Beziehung
hatten, oder vielleicht sogar starke Ablehnung oder Feindschaft
verspürten.
Über Srila Prabhupada und die Opfer, die er für uns auf sich
genommen hat, zu sprechen, erweicht das Herz eines jeden, und bisweilen
scheint sogar der Wunsch nach egoistischer Sinnenbefriedigung nahezu zu
verschwinden. Oder zumindest wird er gut versteckt.
Es werden Istagosthis abgehalten, um die letzten Ideen und
Verbesserungen für die jeweiligen Projekte bekannt zu geben. Ältere
Devotees treffen sich und versuchen herauszufinden, wie sie ein jedes Mitglied
in der Gemeinde glücklich machen können. All das wird begleitet von
ekstatischen Kirtans, wunderbarem Prasadam, Darshans der Deities und
öffentlichen Veranstaltungen. Es scheint, man ist schon in der spirituellen
Welt.
Neue Geweihte bitten um eine Verbindung mit unseren grossen Meistern
und mit unserer Tradition. Entweder sind es sehr fortgeschrittene Seelen,
oder sie hatten die Gelegenheit, Gemeinschaft mit Gottgeweihten zu haben,
während sie immer noch viele andere Motive beibehalten.
Es gibt vier Arten von Menschen, die sich hingeben:
der Notleidende,
Srila Sridhara Maharaja sagte, dass der Guru seine letzte und
schwierigste Unterweisung zu seinem Schüler gibt, wenn Er diese Welt
verlässt.
Als er noch persönlich anwesend war, konnte er deine
Unzulänglichkeiten ausgleichen, indem er sich persönlich mit den Zweifeln
und spirituellen, emotionellen Bedürfnissen auseinandersetzte. Jetzt
kommt er nicht mehr persönlich. Aber hoffentlich gibt es
fortgeschrittene Gottonkels und Gottbrüder. Früher hast du diese nicht als
sehr wichtig angesehen, da dein Guru dein Ein und Alles war. Aber bitte
vergiss nicht, was er sagte! Er akzeptierte niemals den Geweihten, der nur
ihm alleine dienen wollte und mit keinem seiner Gottgeschwister zu recht kam.
Das ist die wahre Prüfung. Bist du ein echter Vertreter der Lehren deines Guru's? Kannst du jetzt ein Lehrer werden und
anderen geben, was er dir gab?
Gleichzeitig, wenn jedoch alle Vaisnavas einzig und alleine so denken
würden, wäre die Parampara unterbrochen. Was für eine schwierige
Situation! Nur die Barmherzigkeit von Sri Krsna und Sri Guru, die sich in
unserem Herzen als göttliche Führung manifestieren, kann uns aus dieser
paradoxen Lage retten.
Die wahre Prüfung kommt in Trennung vom spirituellen Meister. Wer
wird die anderen inspirieren und die gütige Stimmung des spirituellen
Meisters am Leben erhalten. Wer wird neue Herausforderungen und kreative
Beiträge leisten, um die Vision des spirituellen Meisters zu erweitern? Wer
wird das Kapital und die Anzahl der Devotees vergrössern, in der Abwesenheit
unseres geliebten Beschützers?
Wir benötigen den gütigen Vaisnava, der sich um das Wohlergehen
aller kümmert. Oftmals ist der Tempelpräsident zu beschäftigt, um an alles
zu denken. Oftmals machen die finanziellen Probleme derjenigen, die das
Gewicht der Verantwortung tragen, sie nicht sehr grosszügig mit denjenigen,
die dieses Gewicht nicht zu ihrer vollen Fähigkeit mittragen. Das ist nicht
angenehm, jedoch verständlich. Deshalb sollten die Geweihten, die voller
Mitleid sind, den anderen helfen, indem sie sie besuchen und anrufen. Zu
helfen, dass das Getratsche aufhört und einem jeden zu erklären, dass es
ihre einzige Pflicht ist, die guten Seiten der anderen anzuerkennen, und
nicht ein Fehlerfinder zu werden.
Srila Prabhupada Bhaktisiddhanta Sarasvati liess die sich streitenden
Geweihten zusammen kommen und sich gegenseitig preisen. Durch diese
Anstrengungen können wir in einer guten, gesunden Beziehung bleiben. Unter
allen Umständen müssen wir die wöchentlichen Treffen in einem jeden Tempel
beibehalten, um zu besprechen, wie wir unserem gemeinsamen Interesse am besten
dienen können. Wir müssen Treffen für jedes Projekt, jedes Land, jede
Stadt, etc haben. Ohne solche Treffen werden wir nicht in unserer Erfahrung
wachsen und werden nicht fähig sein, intelligente Menschen für unsere
Predigtbemühungen zu begeistern.
Tempel dürfen nicht schmutzig und Programme dürfen nicht
unorganisiert sein. Treffen müssen immer positiv sein und Beschwerden von
einer jeden Seite in einer geschriebenen Form angenommen und behandelt
werden, solange sie nicht ausserhalb des Vaisnava-Verhaltens sind. Sogar
anonyme Beschwerden sollen studiert werden. Wir möchten niemanden in
unserer Gemeinschaft unglücklich sehen. Wenn sein Vorschlag oder seine Bitte
vernünftig und praktisch ist oder wenn irgendjemand schlecht behandelt
wurde, möchten wir das wissen, und so eine ungerechte Situation korrigieren.
Diese Art der Treffen sind sehr reinigend für die Verantwortlichen. Es
erinnert sie daran, dass sie immer Diener und niemals Meister sind. Es muss
ein Forum geben, um kreative Ideen und Beiträge vorzustellen. Ein Forum, in
dem die Anweisungen des spirituellen Meisters gemeinsam betrachtet und je
nach ihrer Dringlichkeit angewendet werden.
Wenn das erreicht ist, werden neuere Pläne entstehen, um das Ideal
des spirituellen Meisters zu erfüllen. Neue, ernsthafte Geweihte können auf
der Liste sehen, was die anderen tun möchten und können so ihre jeweiligen
Fähigkeiten der Gemeinschaft anbieten.
vaisnavadasanudasa
Es werden Pläne geschmiedet und ein jeder verspricht mitzuhelfen, die
Flagge von Sri Chaitanya Mahaprabhu, seiner Fähigkeit entsprechend, hoch zu
halten, und ist bereit, eine Teil der Verantwortung zu übernehmen.
der Arme,
der Neugierige und
der Weise.
Die Anwesenheit von Lord Chaitanya ist erkennbar und Sri Nityananda
Prabhu drängt uns, weiter zu machen, weitere Ideen und Begeisterung zu
erschaffen, wie wir die Ideale der Vaisnava-Familie verbreiten können.
Dann müssen wir auch schon wieder weiter, um andere Vaisnavas auf die
selbe - hier beschriebene - Art und Weise zu besuchen.
Was jedoch nach unserer Abreise geschieht, ist eine andere
Geschichte. Ich möchte euch hier einige Ideen geben, wie man mit einer
Situation umgeht, in der wir auf unsere eigenen Verwirklichungen in Bezug auf
die Weiterführung eines vollständigen Lebens im Krsna-Bewusstsein,
gestellt sind.
Wenn der spirituelle Meister gänzlich diese Welt verlässt, kommt
es zur Frage, spirituell zu leben oder zu sterben. Denn Er kommt nicht mehr
zurück, um unser falsches Egos wieder zu recht zu rücken, und die
gebrochenen Stücke zusammen zu fügen. Es ist eine Tatsache, dass diese
Trennung und Wiedervereinigung eine sehr gute Übung für unser Leben ist,
denn wir bekommen dadurch Kraft und Stärke, uns auf die unvermeidliche
Trennung vom spirituellen Meister vorzubereiten, wenn Er diese Welt verlässt.
Jetzt musst du mit deinen eigenen Verwirklichungen weiter machen. Du
musst den Standard leben. Du kannst niemanden fallen lassen oder in deinem
Beispiel versagen, denn es gibt jetzt keine andere Möglichkeit für die
neuen Gottgeweihten als durch deine Gemeinschaft Vertrauen zu bekommen. Nur
durch dein Beispiel und deine Lehren. Jetzt kommt dein Guru zu dir durch die
anderen, um deine Stellung als ein treuer Schüler zu prüfen. Bist du
bereit? Wirst du sie retten, indem du ihnen das weitergibst, das du von
deinem spirituellen Meister bekommen hast?
Das ist die Kanistha-Ebene:
"Der Höchste Herr, die Schriften und ich" oder "der Höchste Herr, mein
Guru, Seine Bücher und ich."
Diese Frage ist jetzt die lebenswichtige Frage. Demütige Gottgeweihte
werden zweifelsohne zu der Schlussfolgerung kommen, dass sie vollständige
Anfänger sind und dass sie ohne die Barmherzigkeit anderer Vaisnavas verloren
sind, ganz zu schweigen davon, andere zu retten.
Jedoch um auf meine ursprüngliche Beschreibung zurückzukommen: Wir
sprachen über die Tempel und die Situation, nachdem ich zu dem nächsten
Projekt abgefahren bin.
Das ist eine Kleinstausgabe der Trennung von unserem Beschützer,
abgesehen davon, dass wir ihm immer noch schreiben oder ihn in Notfällen
anrufen können.
Es gibt ein besonderes Phänomen, wenn Geweihte versuchen in Trennung
von ihrem spirituellen Meister zusammen zu arbeiten, welches für diese
leidenschaftliche Welt des Wettbewerbes schon nahezu natürlich ist. Alle
negativen Tendenzen versuchen zu erscheinen. Es erscheint schwierig, uns daran
zu erinnern, dass die Vaisnavas Personen sind, die uns gerettet haben und die
uns weiterhin in einem jeden Moment retten. Wir vergessen, dass wir sie
brauchen und nicht umgekehrt. Sogar Neid und Gier werden kommen, um uns zu
testen. Es ensteht ein Mangel an Grosszügigkeit und die Dienste der anderen
werden nicht mehr geschätzt. Eine allgemeine negative, pessimistische Haltung
den anderen gegenüber manifestiert sich. Man wird beginnen, die Dienste der
anderen zu verringern, immer nach ihren Fehlern zu suchen, und so versuchen,
seine eigene "Überlegenheit" zu zeigen.
Die Treffen werden vernachlässigt oder oftmals zu Forums der
Aggressionen. Harte Worte fallen, wo der spirituelle Meister vergeben und
harmonisieren würde. Ofmals vergessen wir die Gefühle der Vaisnavas, mit
denen wir Gemeinschaft haben.
Wir behandeln andere genau in der Art und Weise, wie wir nicht
behandelt werden möchten. Wir sprechen nicht mehr mit Leuten, die sich
nicht so verhalten, wie wir es erwarten. Wir erschaffen Gruppen von "unseren"
Symphatisanten und lehnen diejenigen ab, die nicht bereit sind, in unseren
Spielen mitzuspielen. Wir erschaffen Philosophien, in denen wir als sehr
spezielle, vertraute Schüler unseres spirituellen Meisters erscheinen. Wir
erschaffen Geschichten, dass mein Dienst, der einzig wahre Dienst ist.
Brahmacaris verachten Grihastas und diese wiederum lehnen junge
Gottgeweihte ab. Die Männer würdigen Frauen herab und die Sankirtan-
Geweihten veringern die Dienste derjenigen, die die Tempelpflichten erfüllen.
Alle scheinen zu vergessen, dass der spirituelle Meister sie alle
liebt und möchte, dass alle Geweihten ihre jeweiligen Dienste mit Demut und
voller Wertschätzung für die anderen ausführen.
Und wer, auf der anderen Seite, wird die Ersparnisse aufbrauchen,
politische Feindseligkeiten verursachen, Tratsch und Missverständnisse
heraufbeschwören? Hier wird sich zeigen, wer die echten Gottgeweihten sind!
Jeder Geweihte, ohne Ausnahme, soll sicher sein, dass die anderen
Vaisnavas durch sein Benehmen erfreut sind. Es ist mir persönlich viele Male
passiert, dass meine Worte missverstanden wurden, dass eine Aussage, die ich
machte, jedoch auf Grund der Tatsache, dass ich fehlinformiert worden war,
später anderen präsentiert wurde, und diese dadurch verstört wurden, da
sie nicht wussten, dass ich fehlinformiert worden war. Viele Male habe ich
die Devotees gebeten, mir meine Unzulänglichkeiten zu vergeben.
Viele Male entdeckte ich traurige Gesichter und fand heraus, dass sie
sich einfach vernachlässigt fühlten. Das ist das Zeitalter, das uns sehr
leicht in Schwierigkeiten bringt - manchmal begründet, manchmal
unbegründet.
Deshalb müssen wir doppelt und dreifach achtsam sein, dass unsere
Gemeinschaft in der Abwesenheit des harmonisierenden Spirituellen Meisters
nicht unter diesen Dingen leiden wird. Das erfordert Reife. Es erfordert
einen starken Wunsch, es nicht geschehen zu lassen, dass jemand eine gute
Entschuldigung findet, um noch tiefer in die Maya-Welt zu gehen.
Das ist eine wahre Familie. Das wollen wir! Uns mit dem spirituellen
Meister zu treffen, ist eine grosse Freude, denn er liebt uns alle. Jedoch,
die Gottgeweihten auf unserer gleichen Ebene zu treffen, erscheint uns
oftmals als eine grosse Tapasya (Entsagung). Das ist jedoch nur deshalb so,
weil wir noch nicht die Reife erreicht haben, zu verstehen, dass der Guru
sicherlich anwesend sein wird, wenn die Gottgeweihten zusammentreffen, um zu
lernen, besser und besser und besser zu dienen. Alle Geweihten sollten das
Glück der anderen, speziell der neuen Freunde beschützen. Und es muss
sehr achtsam vermieden werden, sich auf die Fehler der anderen zu
konzentrieren, auch wenn diese Fehler tatsächlich vorhanden sein mögen. Nur
der liebende Vater und Beschützer hat die Pflicht, die Fehler in den
Geweihten zu korrigieren. Aber sogar das funktioniert nur dann, wenn der, sich
fehlverhaltende Geweihte, den Wunsch hat, korrigiert zu werden. Das ist eine
sehr feine Wissenschaft.
Ich ersuche die Devotees sehr demütig, sich daran zu erinnern, dass nur
Barmherzigkeit uns die Möglichkeit gegeben hat, den Vaisnavas zu dienen, in
spirituellen Gemeinschaften zu leben, oder aktiv beteiligt zu sein, und dass
wir es unter überhaupt keinen Umständen zulassen dürfen, dass die
Beziehungen grob und unglücklich werden. Das ist noch wichtiger, als gute
Ergebnisse in der äusseren Erweiterung.
Wenn andere Geweihte dich stören, vermeide sie demütig, oder bitte
einen älteren Vaisnava um Hilfe. Wir müssen uns niemals etwas Falschem
hingeben. Aber wir sollten uns auch in schwierigen Situationen sehr reif
benehmen. Das wird unserem Fortschritt helfen und die anderen Mitglieder der
Familie beschützen.
Wir werden alle unsere Familien verlassen, damit sie in ihrer eigenen
Reife wachsen. Je besser sie vorbereitet sind, desto besser war der Dienst,
den du getan hast.
Aller Ruhm zu Srila Prabhupada und Seiner Geduld mit uns allen!
Swami B.A. Paramadvaiti
VRINDA VRINDAVAN INSTITUTE FOR VAISNAVA CULTURE AND STUDIES |