Liebe Freunde,
mit Freude habe ich Eure Schrift Our Family the Gaudiya Math gelesen.
Schon seit ca. 2 Jahren beschäftige ich mich mit den verschiedenen
Bhakti-Schriften.
Nunmehr, ich bin jetzt 35 Jahre alt und zuletzt als Manager eines deutschen Grossunternehmens im Ausland
tätig gewesen, bin ich bereit mit aller Konsequenz den Bhakti-Weg zu
gehen. Vom einfachen Schüler, bis hin
zum eigenen Meister, falls ich die Prüfungen bestehe.
Ich bitte um Informationsmaterial, in welchen Schritten ich welche Stufe,
wo erreichen kann.
Sicherlich wäre mir Indien am liebsten. Welche finanziellen Mittel sind
notwendig?
Ich habe noch viele, viele Fragen, aber der Entschluss ist fest.
Ich möchte auch nicht den Weg des Laien gehen, sondern des ordinierten Mönches, mit der
späteren Möglichkeit, die Botschaft in die Welt zu tragen.
In der Hoffnung bald eine Antwort zu erhalten, grüsse ich Euch herzlich
Antwort von Gaurahari dasa:
Vielen Dank für Deine Anfrage. Ich finde es natürlich toll, dass Du Dein Herz für die Bhakti-Lehre entdeckt hast. Aber Deine Schlussfolgerungen nach 2 Jahren Studium der Bhakti-Schriften, bezüglich dem Vorgang des Bhakti-Yoga befremden mich doch etwas.
Deine Worte lassen in mir ein Vorstellung anklingen, im Stile: nach einem Jahr Novizentum erfolgt die Ersteinweihung. Nach einem weiteren Jahr die Zweiteinweihung, nach weiteren fünf Jahren, die Einweihung in den Mönchsstand und irgendwann bin ich Guru.
Zwar gibt es all diese Einrichtungen in verschiedenen Formen im vedischen System und haben auch zu Recht ihre Bedeutung - immer entsprechend Ort, Zeit, Umständen und Person. Aber zweifellos wichtiger ist, dass der Bhakti-Yoga kein Vorgang ist, bei dem Du mittels dem Besuchen von Kursen und Bestehen von Prüfungen immer höhere Stufen der Verwirklichung erreichen kannst - soweit, bis Du dann selbst Meister oder anerkannter Lehrer bist. Das würde dann schon eher in eine Richtung gehen, wie es in Indien im Kastensystem üblich geworden ist.
Das Wort Bhakti wird von der Wurzel «bhaj» abgeleitet: dienen, erkennen, lieben, austeilen, Anteil haben.
Das Wort «Yoga» wird seinerseits aus der Verbalwurzel «sich verbinden» abgeleitet. Daraus ergibt sich die Bedeutung von Bhakti-yoga: «Der Pfad der dienenden, erkennende, liebevollen Hingabe/Widmung».
Dementsprechend kann ein Mensch ungeachtet seiner beruflichen, sozialen, gesellschaftlichen Situation diesen Pfad beschreiten, sofern sein lebendiger Glaube (sprich: keine blossen Lippenbekenntnisse) ihn begierig danach macht, das Gott-Dienen sowohl als Weg als auch als Ziel in seinem Leben anzunehmen. Schüler wird er, wenn er jemanden trifft, der dieses Ideal lebt und an seinem eigenen Beispiel für die Person praktisch werden lässt, d. h. also wenn in der Person in etwa die Überzeugung entsteht: In diesem Bhakta wird Bhakti-Yoga für mich greifbar, konkret, eine Ermutigung ...
Nun, ich kenne deine Sitution nicht, doch aufgrund der Formulierungen Deiner Anfrage liegt mir doch daran, ein paar grundsätzliche Ratschläge zu geben.
- Du fragst, wieviel es Dich kosten würde: Bhakti-Yoga hat nichts mit Geld zu tun. Wer immer Dir besseres Karma, Einweihungsgrade, Fortschritt oder Wissen im Bhakti-Yoga (oder sonstwas in der Art) verkaufen will, ist wohl eher ein Verkäufer, aber kein Bhakti-Lehrer.
- Du sagst, du bist bereit mit aller Konsequenz den Bhakti-Weg zu gehen: Konsequent zu sein, bedeutet nicht einfach zwangsweise, alles aufzugeben und als Mönch in einem Ashram zu leben. Wir sind alles individuelle Personen und dementsprechend mag die praktische Anwendung von «konsequent sein», für die eine Person ganz anders ausfallen, als für eine andere. Jemand, der Mönch wird, obschon er sich dazu nicht eignet, handelt deshalb im Grunde genommen auf einer völlig oberflächlichen Ebene. Entscheidend ist die inneren Haltung, das Bewusstsein. Dort ist die Konsequenz gefragt: Ja, ich will aufhören, mich im Zentrum zu sehen, und die Welt im Bewusstsein von «Ich» und «Mein» auszubeuten. Im Zentrum ist die Quelle (Gott), alles ist Sein, und wir alle leben aufgrund Seiner Barmherzigkeit. Wenn meine eigene Existenz deshalb von Seiner grundlosen Barmherzigkeit abhängt, gibt dies auch die Richtlinie, wie ich mit allen anderen Lebewesen umgehe, nämlich als Brüder und Schwestern, denen ich grundsätzlich wohlgesinnt bin.
Deshalb findest Du in unserer Schüler-Nachfolge-Linie sowohl Lehrer wie Srila Bhaktivinoda Thakura, der verheiratet war, eine grosse Familie hatte und ein angesehener Richter war, als auch Lehrer wie Srila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakura, der bereits als Jüngling beschloss, Sannyasa (das Mönchsgelübde) anzunehmen. Die äussere Form hat einen bestimmten Wert. Aber dennoch ist das Entscheidende die innere Haltung! Von daher gibt es auch nicht die Unterscheidung von Laie und ordinierter Mönch (in unmittelbarer Verbindung zu Fortschritt oder Verwirklichung), wie Du sie oben ansprichst. Solche Unterscheidungen sind lediglich in Kastensystem-ähnlichen Bhakti-Organisationen zu finden, denen es um Mitglieder und nicht um Bhakti-Yoga, liebevolle Hingabe, geht.
- Du sagst, Du willst den Weg gehen, vom einfachen Schüler, bis hin zum Meister sein, falls Du die Prüfungen bestehst: Nun die wichtigste Prüfung für den Lehrer ist wohl die, dass er sich immer als Schüler sieht - und zwar nicht als blosses Lippenbekenntnis!! Wer sich als Meister sieht, befindet sich auf der Ebene von «Ich und Mein»: «Ich», der Lehrer, der es jetzt zum Meister gebracht hat, zu «mir» kommen jetzt die Schüler, weil sie auf «meine» Gelehrtheit und «meine» Verwirklichung angewiesen sind. - Eine Haltung, die eine Person als Bhakti-Lehrer völlig disqualifiziert.
- Du bittest um Informationsmaterial, in welchen Schritten Du welche Stufen, wo erreichen kannst: Im Bhakti-Yoga geht es tatsächlich um Dein Herz, nicht um Dein Geld, nicht um Deine Reputation, Deine gesellschaftliche Stellung usw. Weil es aber um Dein Herz geht, prüfe gut, mit Herz und Verstand, wem Du es schenken willst. Ich empfehle Dir als Informationsmaterial und zum eigenen eingehenden Studium die Bücher von Walther Eidlitz, Bhakta, eine indische Odysse, Der Sinn des Lebens, Die indische Gottesliebe. Alle drei kannst Du gratis von meiner Homepage runterladen. Desweiteren auch das Buch Durch die Augen der Bhakti, das ich zusammengestellt habe und das, sowohl bezüglich Philosophie als auch praktischer Anwendung, eine gute Grundlage vermitteln kann.
Ich hoffe, dass Du meine Antwort nicht als Zurückweisung empfindest. Ich bin gerne bereit, mit Dir weiter über alles zu sprechen, was Dir widersprüchlich erscheint oder auch allgemein über Fragen in Bezug zu Bhakti-Yoga.
Wann, wo und von wem wurde der Bhakti-Yoga oder das Krishna-Bewusstsein gegründet?
Antwort von Gaurahari dasa:
Der Vorgang des Bhakti-Yoga oder das Krishna-Bewusstsein (nicht irgendeine bestimmte Vaishnava-Bewegung wie beispielsweise VRINDA), sind aus der Sicht der Veden so alt wie die Welt selbst. In den Schriften wird dieses Verständnis anhand des Beispiels mit der Sonne erklärt. Die Sonne mag für unsere Augen während des Tages sichtbar sein. In der Nacht aber kann niemand die Sonne sehen. Jedoch bedeutet dies natürlich nicht, dass die Sonne verschwunden wäre, vielmehr ist sie immer existent - jedoch unseren Augen nicht immer sichtbar.
In ähnlicher Weise ist das Wissen über den Bhakti-Yoga und das Krishna-Bewusstsein manchmal sichtbar wie die strahlende Sonne an einem Sommertag und manchmal verborgen und bloss einigen wenigen erkennbar.
In der jüngeren indischen Geschichte sowie anhand der vedischen Schriftoffenbarungen zeichnet sich der Weg des Bhakti-Yoga wie folgt ab:
Im 15. Jahrhundert trat das Wissen um die Bhakti-Mystik durch Sri Caitanya Mahaprabhu erneut ins Licht des gesamten indischen Subkontinenten. Zwar war das Wissen auch zuvor vorhanden, jedoch nicht in einer solch öffentlichen Form, sondern mehr im Verborgenen. Sri Caitanya Mahaprabhu, der in Schriften bereits als Verkünder des öffentlichen gemeinsamen Singens der Heiligen Namen (Hari Samkirtana) vorhergesagt wurde, verbreitete dieses transzendentale Bewusstsein und den dazugehörigen Vorgang über ganz Indien.
So fand durch ihn das seit jeher durch eine Kette von Lehrern und Schülern weitergegebene Wissen um Bhakti-Yoga zu neuer Blüte bis zu Srila Bhaktisiddhanta Saraswati Thakur, einem wohlbekannten Bhakti-Lehrer, der zu Beginn dieses Jahrhunderts in dieser Eigenschaft die Gaudiya Math begründete, durch die der Grundstein für eine weite Verbreitung des Krishna-Bewusstseins über die Grenzen Indiens hinaus gelegt wurde.
Mitte der sechziger Jahre schliesslich kam Bhakti-Yoga und Krishna durch einen seiner Schüler, den Bhakti Gelehrten Srila A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhpupada, auch ins Bewusstsein der westlichen Welt. Dieser beispielgebende Lehrer begründete die Internationale Bewegung für Krishna-Bewusstsein (ISKCON).
Ähnlich einem Ast, von dem wiederum Zweige abgehen an denen weitere Äste und Zweige wachsen, führten viele seiner Schüler die Tradition der Lehrer-Schülernachfolge weiter, wie es beispielsweise bei VRINDA der Fall ist. Aber auch andere Vaishnava Bewegungen, die direkt vom Ast Srila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakuras oder anderer Bhakti-Lehrer abzweigten, lassen den Bhakti Yoga und das Krishna-Bewusstsein heute ins Licht der Öffentlichkeit treten.
Das Buch Our familiy: The Gaudiya Math vermittelt einen Eindruck dieses Teils der Vaishnavageschichte bis in die heutige Zeit hinein.
Es ist zu beobachten, dass sich in Ashram Gemeinschaften manchmal Menschen einschleichen, die kein Verständnis für die Moral haben, die einem um Spiritualität Bemühten empfohlen wird und eigen sein sollte. Ja, bisweilen neigen solche Personen auch zu kriminellen Handlungen wie beispielsweise dem Missbrauch von Minderjährigen oder sexueller Nötigung. Wie geht Ihr damit um?
Antwort von Swami B.A. Paramadvaiti Maharaj, Gründer-Acarya von VRINDA:
Bedauerlicherweise ist es eine Tatsache - Krishna sei Dank jedoch selten -, dass manche Menschen bloss so tun, als wollten sie in einem Ashram spirituelle Zuflucht nehmen, in Wirklichkeit jedoch nicht bereit sind, ihren falschen, egoistischen oder sogar kriminellen Lebenswandel zu ändern. Das kann natürlich zu höchst unangenehmen und beschämenden Vorkommnissen führen, gegen die ja in dieser Welt keine Gesellschaft, keine Schule und auch kein Verein völlig gefeit ist.
Grundsätzlich haben die Ashram Gemeinschaften ihre eigenen Treffen eingerichtet, in denen solche Vorfälle vorgebracht werden. In Fällen, in denen es sich um moralische Abweichung von den vedischen Prinzipien handelt, können die leitenden Verantwortlichen je nach der Schwere des Vergehens solche Personen verwarnen oder aus der Ashram-Gemeinschaft ausschliessen. Wenn es sich jedoch um Handlungen krimineller Art handelt, ist es Pflicht und unabdingbar, die Übeltäter der Justiz zu übergeben, da die Ashram-Verantwortlichen natürlich kein Recht haben, jemanden zu verurteilen oder zu bestrafen.
Spirituelle Gemeinschaften zu verurteilen, weil solche Fälle in ihren Reihen vorkommen, halte ich jedoch für eine ungerechte Verallgemeinerung. Da Vorfälle dieser Art von der Presse nur allzuleicht ausgeschlachtet und in der Folge dazu benutzt werden können, die ideelle Gemeinschaft generell zu verurteilen, kann es in solchen Gemeinschaften aus Angst vor der öffentlichen Verurteilung auch zu Vertuschungssituationen kommen. Auch dies halten wir für falsch und können das Vertuschen von kriminellen Handlungen keinesfalls unterstützen. Vielmehr verurteilen wir diese Haltung, allerdings auch hier unter dem Vorbehalt, dass auch die vertuschenden Verwalter einer ideellen Ashram-Gemeinschaft wiederum als individuelle Personen für Ihre Fehler verantwortlich sind und verantwortlich gemacht werden sollten, und es demgegenüber in höchstem Grade ungerechtfertigt ist, die gesamte Anstrengung und den Dienst der Gemeinschaft in Frage zu stellen.
Eine spirituelle Gemeinschaft im Sinne der Vaishnava-Tradition hat ihren jeweiligen geistigen Meister, der die Vaishnava-Prinzipien lehrt. Wenn der Lehrer aufrichtig lebt und lehrt, sind er und seine aufrichtigen Schüler von der spirituellen Kraft beschützt.
Es ist daher zu verstehen, dass das Fehlverhalten - insbesondere kriminelle Handlungen - von einem sogenannten Vaishnava davon zeugt, dass er weder aufrichtig war, noch dass er das Vaishnava-Sein verwirklicht hätte. Es kann sein, dass er zu einer bestimmten Zeit wirklich ehrlich den Versuch unternahm, das Vaishnava-Sein zu verwirklichen, jedoch aufgrund seiner Wünsche oder durch seine Vergehen unfähig war, alte Gewohnheiten und Anhaftungen abzulegen und sein Bewusstsein in die Transzendenz zu vertiefen.
Es ist nicht im Interesse der Öffentlichkeit oder der Mitglieder spiritueller Gemeinschaften, dass solche Fälle das Vertrauen in spirituelle Gemeinschaften und deren moralische Lehren vermindert. Solches kann höchstens Gegnern der ideellen Gemeinschaften recht sein.
Jede Art von Verallgemeinerung, die stattfindet, kann nie im Sinne von Wahrheit sein. Doch es ist die Wahrheit, - sie allein -, die unserer Aufmerksamkeit wert ist.
Ich möchte gerne wissen, weshalb es notwendig ist, dass es verschiedene Gaudiya Vaishnava Gemeinschaften gibt, die getrennt von ISKCON sind, der grössten unter ihnen?
Antwort von Gaurahari dasa:
Tatsächlich kann das Vaishnavatum nie in irgendeiner bestimmten Gemeinschaft (wie beispielsweise der Gaudiya Math, ISKCON, VRINDA etc.) institutionalisiert oder mit ihr gleichgesetzt werden.
Es werden vier verschiedene Sampradayas (Schülernachfolgelinien) aufgeführt, wie dies auch in den Büchern von Srila A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada erklärt wird. Die Entwicklung einer Schülernachfolge ist vergleichbar mit einem Baum, aus dessen Stamm sich Äste entwickeln, an denen wiederum neue Sprossen wachsen, sich entwicklen und zu Ästen werden, an denen wiederum neue Zweige wachsen usw.
Die Zweige einer Schülernachfolge gründen ganz natürlich auf einer persönlichen Beziehung zwischen dem Lehrer und seinen Schülern. Manchmal mag es zwar - beispielsweise aus rechtlichen Gründen - notwendig sein, irgendeine Organisation zu gründen, um damit dem eigentlichen Zweck dienen zu können, nämlich der Dienst zu Krishna und zur ganzen Menschheit.
Doch niemals sollte diese Organisation als wichtiger betrachtet werden als Krishna oder die persönliche Beziehung zum Lehrer und auch die Zugehörigkeit zur Organisation sollte keinesfalls als Notwendigkeit angesehen werden, um Krishna näher zu kommen: Die Organisation selbst kann nur ein Instrument im transzendentalen Dienst sein.
Es gibt in Indien unzählige verschiedene Vaishnava-Familien oder -Zweige, unter denen ISKCON bloss eine ist. Obschon A.C. Bhaktivedanta Prabhupada zweifelsfrei ein grossartiges Werk vollbrachte, als er Krishna ins Bewusstsein der westlichen Welt brachte, kann dies nicht als Rechtfertigung dafür dienen, das Tun oder die Persönlichkeit all der anderen Vaishnavas in der Welt (und ihre jeweilige Familie oder Gemeinschaft) herabzumindern.
Es gibt tatsächlich Millionen von Vaishnavas, aber für gewöhnlich sind sie nicht als eine zentralistisch geführte Institution organisiert.
Sampradaya bezieht sich auf etwas Lebendiges, das von einer Person zur nächsten Person weitergeht. Es hat nichts damit zu tun, Mitglied in irgendeiner Art von Kirche zu werden. Kirchen oder Institutionen können von skrupellosen Menschen missbraucht werden und wer will dann verantwortlich sein?
Wirkliches spirituelles Leben bedeutet persönliche Verantwortung und persönliche Beziehungen und nicht blosse Mitgliedschaft in irgendeiner Institution. Durch dieses System entstehen ganz natürlich viele verschiedene Vaishnava-Familien. Es ist ähnlich wie im gewöhnlichen Familienleben: Ein Mann gründet eine Familie und wenn seine Söhne und Töchter erwachsen sind, gründen diese ihre eigenen Familien und so fort. Wenn die Beziehungen untereinander gut sind, versuchen sie, für ihre gemeinsamen Ziele zusammenzuarbeiten. Doch unter Zwang könnte nichts Gutes entstehen.
So wurde beispielsweise die vor 400 Jahren von den sechs Goswamis von Vrindavana eingeführte Vishna Vaishnava Raj Shaba in der Form der WVA (World Vaishnava Association) wiederbelebt, um all die verschiedenen Vaishnava-Familien einander näherzubringen, so dass unsere individuellen Standpunkte eine Erweiterung erfahren dürfen. Indem wir auch die Anstrengungen anerkennen, welche andere Zweige und Äste unserer Sampradaya (Nachfolgelinie) in ihrem Dienst für ein hingebungsvolles Leben unternehmen, schützen wir uns vor einem sektiererischen Denken, welches nur gerade den Ast sieht, auf dem man selbst sitzt.
Weshalb streiten sich Vaishnavas manchmal so schnell miteinander?
Antwort von Swami B.A. Paramadvaiti Maharaj, Gründer-Acarya von VRINDA:
Nicht derselben Meinung zu sein und sich miteinander darüber auseinanderzusetzen, ist ein natürlicher und gesunder Vorgang in unserem persönlichen individuellen Reifeprozess.
Aber sich darüber zu erzürnen und in manchen Fällen sogar so weit zu gehen, die Beziehung an sich in Frage zu stellen, halte ich persönlich für eine üble Sache, und ist in der Tat völlig unsinnig. Es ist ein Beweis für unser Kali-Yuga-Samskara.
Aus diesem Grunde bitte ich alle Gottgeweihten inständig, solche Situationen als eine gute Gelegenheit zu betrachten, die eigene Reife zu entwickeln, und als besondere Lehre in Bezug zu «trinad api sunicena» anzunehmen.
Auf diese Weise werden wir alle Segnungen schneller und besser empfangen können.
Es gibt einige Lehrer, die sagen, man solle täglich eine bestimmte Anzahl von Runden den Heiligen Namen wiederholen. Andere sagen, die Qualität sei wichtiger als die Quantität. Ich möchte Sie bitten, mir Ihre Meinung darzulegen.
Antwort von Swami B.A. Paramadvaiti Maharaj, Gründer-Acarya von VRINDA:
Die bestimmte Anzahl von Runden werden dem Schüler im Moment der Einweihung aufgetragen. Weitere Anweisungen über das Singen der Namen werden vom Schüler nach und nach empfangen, dementsprechend wie er sich weiterentwickelt.
Verschiedene Acaryas haben ihren Schülern zu verschiedenen Zeiten eine unterschiedliche Anzahl von Runden aufgetragen. Doch unabhängig davon, ob die Lehrer sie angehalten haben 64, 32, 16 oder 4 Runden zu singen, haben alle Acaryas ihren Schülern dieselbe Essenz weitergegeben, die darin besteht: Denk immer an Krishna und vergiss Ihn nie.
Ich habe selbst Fälle miterlebt, in denen sowohl Srila Bhaktivedanta Prabhupada als auch Srila Sridhara Maharaja der Qualität gegenüber der Quantität den Vorrang gegeben haben. Oder auch Momente, in denen wichtigen Diensten der Vorrang gegenüber dem Singen einer bestimmten festgesetzen Anzahl von Runden gegeben wurden.
Ich selbst weise diejenigen an, die zu meiner spirituellen Familie kommen wollen, täglich 16 Runden zu singen und in Fällen, in denen Not für einen bestimmten Dienst besteht, ein Minimum von 4 Runden.
Doch es ist eine Tatsache, dass wir westliche Menschen die Neigung haben, nachlässig zu werden. Daher wird klar, dass ein Mindestmass von sechzehn Runden uns eine feste Grundlage gibt, dem materiellen Ringen des Alltags mit etwas spiritueller Kraft entgegenzutreten.
Aber das ganze Thema auf ein Anzahl-Problem zu beschränken, bedeutet, viele andere sehr wichtige Punkte der transzendentalen Philosophie beiseite zu lassen. In diesem Zusammenhang ist tatsächlich der Grad des Begehrens, der spirituellen Gier, von Bedeutung und nicht das mechanische Ausführen irgendeines regulierenden Prinzips.
Das ist mein demütiger Beitrag, den ich deinen Erwägungen unterbreite.
Haben auch Sie Fragen?
Fragen an Srila B.A. Paramadvaiti Maharaj stellen Sie bitte auf www.bapswami.de.
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