Programm der subjektiven Evolution | |
von Swami B.A. Paramadvaiti
Grundsätze
- Identität bedeutet spirituelle Identität. Dies ist die Konstante in all der Vielfalt der Wesenheiten. Die wirkliche Einheit der Rassen, Glaubensrichtungen und Geschlechter ist nur in der Einheit in Vielfalt zu finden. Das wäre jedoch nur möglich, wenn die spirituelle Identität als Ausgangspunkt und unsere höchste Identität - unser Dienst zu Gott - als das höchste Ziel angenommen würden.
- Jeder Mensch kann seine grundlegende wie essentielle Identität kennenlernen mit dem Ziel, sein ewiges Selbst wertzuschätzen und sich zu verwirklichen. Es gibt 3 Arten grundlegender Identitäten, die einen gewichtigen Einfluss nehmen in unserer Existenz.
Das angemessene Kennenlernen dieser Identitäten ist entscheidend, um den Menschen zu seinen wichtigsten Zielen hinzugeleiten.
Drei Formen der Identität:
a) die Identität der Abstammung
b) die körperliche Identität
c) die universelle ewige Identität
Diese drei grundlegenden Formen der Identität bilden das, was man als Eigenheiten des Menschen kennt. Wenn wir unsere Eigenarten kennen, können wir unsere Individualität erkennen, was grundlegend ist, um unsere Bedürfnisse und unser Streben mit Entschlossenheit und Harmonie zufriedenzustellen.
Unsere grundsätzlichen Bedürfnisse sind: Nahrung, Erholung, Fortpflanzung und Sicherheit, während unser Streben innerer Frieden, wirtschaftlicher Fortschritt, Sinnenbefriedigung und schliesslich Selbstverwirklichung ist.
- Unsere Identität ist die essentielle und wichtige Grundlage aller Kultur und höheren Zivilisation, weil sie der latente gemeinsame Faktor in allen Abstufungen der existierenden Eigenheiten ist. Sie verbindet und harmonisiert die Beziehung des Menschen mit seinesgleichen, mit der Natur und mit der Persönlichkeit unseres Schöpfers.
- Die wirkliche Identität des Lebewesens ist transzendental zum Körper und zum Verstand, aber sie ist bedeckt vom falschen Ich-Gefühl, welches in Verbindung mit den Sinnen und dem Verstand die Intelligenz des Menschen unterwirft.
Dies hat viele "Krankheiten" des Bewusstseins zur Folge, wie den Materialismus, Agnostizismus und Nihilismus, sowie die Vorurteile, Komplexe, Depressionen, Neurosen und Traumas aller Art.
- Der Mensch leidet an einer Identitätskrise, die das Ergebnis seiner falschen Identifikation mit den äusserlichen Bedeckungen seines Wesens ist. Diese Bedeckungen sind der Körper und der Verstand. Diese Pseudoidentität ist der zerstörerische Faktor in der Beziehung von Mensch zu Mensch, Mensch zu Natur und des Menschen mit dem Absoluten.
- Der Mensch nimmt verschiedene philosophische, religiöse, doktrinäre und politische Konzepte nur als Verkleidung an, um seine krankhaften Bedingungen und armseligen, egozentrischen und ausbeuterischen Zwecke und Ziele zu verdecken.
Jeder Mensch ist fanatisch auf sich selbst ausgerichtet, lebt aber gleichzeitig in Widerspruch zu seiner wahren Existenz.
- Das Wissen der Identität ist in der vedischen Literatur des klassischen Indiens enthalten, welche heutzutage selbst in den akademischen und wissenschaftlichen Kreisen hoch respektiert wird als das unverfälschte kulturelle Vermächtnis der höchsten philosophischen, philologischen und linguistischen Ebene. Diese Wissenschaft der Identität weist den fruchtbarsten und geeignetsten Weg, um die menschliche Qualität zu optimieren, indem sie selbstverwirklichte Menschen formt.
Schon seit Jahrtausenden haben solche Menschen durch ihre Opfer die Menschheit als höhere Spezies erhalten. Die lebendige Weitergabe durch die indischen Schülernachfolgen (Sampradayas) geben der Welt eine Gelegenheit, die Wurzel des Geheimnisses unserer Existenz auch heute zu verwirklichen.
- Der Prozess, die Menschheit durch die Religion, Philosophie und Wissenschaft auf den Weg zur Wahrheit zu geleiten, wurde in unserem Zeitalter immer fehlerhafter, verirrter und ausbeuterischer, denn es besteht ein grosser Mangel an selbstverwirklichten Personen, die in der Lage sind, die aufrichtigen und geeigneten Personen zu inspirieren. Das aufrichtige Akzeptieren eines spirituellen Meisters, von dessen Fähigkeiten - uns auf dem Pfad der Selbstverwirklichung helfen zu können - man völlig überzeugt ist, ist unsere einzige Hoffnung, um Fortzuschreiten in unserer Entwicklung.
Unsere eigene Unterscheidungskraft, sowie der Schutz durch die innere Führung, die alle Wahrheitssucher bestätigen, wird uns auf diesem Weg beschützen.
- Die wirkliche Geschichte des Menschen beginnt dort, wo sich dieser aller materieller Bezeichnungen entledigt, und er seine ursprüngliche Position als Teil der Absoluten Wahrheit annimmt und sich mit dieser, durch die Kultivierung der höheren Werte und der Praxis der Meditation, verbindet. Diese Praktiken befähigen ihn dazu, den Zustand der Bewusstwerdung des Göttlichen zu erreichen - die Vorstufe zum letztendlichen Ziel: die Gottesliebe.
- Als Ergebnis seines langen Kontaktes mit den Erscheinungsweisen der materiellen Natur (Gunas; Tugend, Leidenschaft und Unwissenheit), bedingen den Menschen 4 hauptsächliche Unvollkommenheiten:
1) Gezwungenermassen Fehler zu begehen
2) Die Neigung zu haben sich und andere zu betrügen
3) Unvollkommene Sinne zu haben
4) Über seine Identität und vieles andere in Illusion zu sein.
Durch diese Unvollkommenheiten bedingt, ist es dem Menschen nicht möglich, alldurchdringendes Wissen durch sich selbst zu erlangen. Deshalb ist der Mensch nicht befähigt, mit der Kraft seiner eigenen Handlungen oder der Kraft seines Denkvermögens die Wahrheit zu erreichen. Die Wahrheit selbst ist es, die durch ihren eigenen Willen herabsteigt und sich offenbart, wenn der Mensch, sich seiner eigenen Grenzen bewusst, eine aufrichtige, dienstbereite und demütige Haltung annimmt.
- Das Problem des Wissens über unsere subjektive Evolution ist eine Angelegenheit, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf, weil die Position, die wir im Leben annehmen werden, unseren Erfolg oder Misserfolg bestimmt. Unsere jetzigen Aktivitäten leiten uns in das nächste Leben. Trotz der zahlreich bestehenden Betrügereien und Täuschungen haben alle Dinge ihre Existenz der Absoluten Wahrheit zu verdanken. Sie erhalten sich und vergehen zu der ihnen bestimmten Zeit. Deshalb sollte sich dieses menschliche Leben um die Wahrheit drehen.
- Die wesenseigene Position eines jeden Menschen ist es, ein Diener zu sein. Entweder dient man seinen Sinnen oder man versucht seinen Idealen zu dienen. In dieser Welt gibt es Leid und Anstrengung; entweder für etwas Gutes oder für das Schlechte.
Ohne eine gute wissenschaftlich-spirituelle Philosophie gibt es keinen Grund, liebevoll, wahrhaftig, mitleidig oder entsagt zu leben. Ihr Fehlen hat uns in das moderne Chaos geführt, aus dem uns nur eine transzendentale Bewusstseinsrevolution wieder herausführen kann. Selbst der Versuch des Sozialismus, die Gerechtigkeit in die eigene Hand zu nehmen, schlug fehl, da es an Werten mangelte, um die menschliche Unzulänglichkeit zu bekämpfen. Das ist bei echter transzendentaler Lebensführung jedoch eine natürliche Begleiterscheinung. Kapitalistischer Materialismus hingegen hat schon sein Resultat offenbart: eine ständig sich degenerierende und selbstzerstörerische Welt. Trotzdem strömen die Menschen konsumbegeistert dem Schlund des Verderbens zu, wie die Motten, die ins Kerzenlicht fliegen.
- Der Mensch muss ein geeignetes Zivilisations- und Kulturkonzept entwickeln, das auf der Wissenschaft der Identität basiert, mit welchem die Schwierigkeiten, Schwächen und sonstigen Störungen gelöst werden können.
- Niemand darf verkündigen, dass er der Besitzer der Wahrheit ist. Ganz im Gegenteil, die Wahrheit besitzt uns alle. Sie existiert aus sich heraus und für sich. Und das beinhaltet uns alle, da wir vom gleichen Schöpfer kommen, ob wir Ihn nun Krishna, Allah oder Jehovah nennen. Im Zusammenhang mit der transzendentalen Wirklichkeit sind wir die Objekte und die Wahrheit ist das Subjekt.
- Das Programm der subjektiven Evolution lädt alle Menschen ein, die Gemeinschaft von Gottgeweihten zu suchen, die Heiligen Schriften wie die Bhagavad Gita und das Srimad Bhagavatam zu studieren, die heiligen Namen Gottes zu singen und Pläne zu schmieden, wie man sein menschliches Leben im Sinne seiner ewigen Identität so entwickeln kann, dass man tatsächlich einen wertvollen Beitrag zur Evolution der Menschheit geben kann.
All Diejenigen, die dieses Thema weiter interessiert, sind gebeten, sich
an VRINDA zu wenden.
VRINDA ist das «Vrindavan Institute for Vaisnava Culture and Studies», das sich der subjektiven Evolution durch den Vorgang des Bhakti Yogas widmet.